• Screamingblog

SCREAM BLOG

der Blog rund um Stimme und Gesang UND SCREAMING

Einsingen

EINSINGEN vs. KALTSTART

Ich werde oft gefragt ob Einsingen wirklich nötig ist, oder ob man sich die Zeit dafür nicht einfach sparen sollte, um die Stimme zu schonen? Ist Stimmschonung besser oder bringt es wirklich was, sich mit ein paar Übungen vorzubereiten?

IST EINSINGEN WICHTIG?

Ich vergleiche das sehr gerne mit einem Spitzensportler. Singen ist ein fein abgestimmter Vorgang auf muskulärer Ebene. Allerdings nicht nur auf Kehlkopf-Ebene, wie z.B. innere und äußere Kehlkopfmuskulatur, sondern eben auch die Muskulatur des ganzen Körpers wird dafür eingesetzt, will ein Ton mit dem richtigen Körpersupport leicht und einfach produziert werden.-Denk zum Beispiel mal alleine an zahlreichen Muskeln, die für die Artikulation benötigt werden und zusammenspielen: Zunge, Kiefer, Lippen. Die alle wollen ihr eigenes Aufwärmtraining.

Kehlkopfmuskulatur

Soll es zudem auch noch laut werden, oder werden Rock/Metal-Stimmeffekte eingesetzt (wie etwa False Chords oder Death Growl) benötigt es noch eine zusätzliche Stütze, dessen muskuläre Funktion für diese Effekte absolut notwendig ist, will man das Konzert oder die Probe ohne Heiserkeit und Kopfschmerzen überstehen.

Beim Sportler weiß man, ein Kaltstart ist gefährlich! Ein Warm-Up sorgt für die Optimierung neuromuskulärer und organischer Abläufe für die Dauer der Trainingszeit. Zusätzlich bereitet sich auch das Gehirn auf die bevorstehende Belastung vor und man stellt sich auf mental auf das Training ein. Das Warm-Up vor dem Sport beugt Verletzungen vor: Sehnen, Bänder, Muskeln und Gelenke werden durch eine leichte Aktivität vorbereitet und die Gefahr von Muskelschmerzen und Sportverletzungen wie Zerrungen und Faserrissen wird reduziert.
Zudem kommt: eine gut durchblutete Muskulatur ist flexibler, die innere Reibung der einzelnen Muskelfasern und der sie umgebenden Strukturen wird durch ein Warm-Up reduziert UND dein Bewegungsapparat kann wesentlich effektiver agieren.

WARUM SOLLTE DAS NICHT AUCH FÜR DIE STIMME GELTEN?

Muskel ist Muskel!
Mit einem Stimm-Warm-Up bereitest du deine Stimme optimal auf die bevorstehende Belastung vor. Du aktivierst die Muskulatur die du zum Stützen brauchst, wärmst die Artikulationswerkzeuge Lippen, Kiefer und Zunge auf und sorgst für deren optimale Durchblutung.

Vokale und Konsonanten können leichter gebildet werden, du wirst verständlicher und hast weniger Aufwand beim ‚produzieren‘ von verständlichen Wörtern. Die Intonation wird verbessert, dein Ton bleibt gerade. Somit reduziert sich auch die Gefahr von ungesundem Druck, was zu Heiserkeit und eingeschränkter Stimmführung führen kann. Weites hast du den Kopf frei, um dich auf deine Performance und dein Publikum zu fokussieren und mußt nicht an die Technik dahinter denken. Denn du hast deinen Körper beim Warm-Up ja bereits auf die Abläufe beim Singen eingestellt.

EINE GESUNDE STIMME BRAUCHT PFLEGE!

Ein interessantes Interview von Blackie Lawless (W.A.S.P) verdeutlicht die Problematik von ungesunder Stimmführung. Er hatte schwerwiegende Problem ca. 1983, vor den Aufnahmen des ersten Albums, woraufhin er einen Stimmarzt in L.A. aufgesucht hatte, der seine Stimmlippen untersuchte.

Dieser erklärte ihm dann, er hätte ein schwerwiegendes Problem: die linke Seite seiner Stimmlippen wäre eingerissen und er würde nie wieder singen können, außer er würde sich exakt an die Anweisungen des Arztes halten. Zuerst hatte der Arzt ihm absolute Stimmruhe für 6 Wochen angeordnet. Kein Telefon beantworten, im Restaurant Stift und Papier zücken und aufschreiben. Blackie´s größtes Problem dabei war, der Versuchung zu widerstehen, zu testen ob die Stimme noch da war. Und im Hinterkopf lief die Angst ab nie wieder singen zu können.

Nach 6 Wochen hat er den Arzt wieder aufgesucht und wurde gefragt ob er vor dem Singen Übungen machen würde?. Die Antwort war: Nein. Der Arzt erklärte ihm, wie wichtig das Aufwärme wäre und er selbst erzählt, das ihm diese Übungen nicht nur geholfen haben Schmerzen zu vermeiden, sie haben seine Stimme auch auf eine Weise gestärkt, die er nie für möglich gehalten hatte. Hier das Interview:

HOCHLEISTUNGSJOB SINGEN:

Singen ist ein Hochleistungsjob! Ein fein abgestimmter Ablauf verschiedener Muskeln deines Körpers. Denn es hängen so viele Faktoren von der Produktion eines gesunden Tons ab. Das beginnt bei der Ausrichtung, der Atmung und führt zur richtigen Stütztechnik.

Regelmässiges Singen ist ein Training deiner Muskulatur! Deshalb gilt - wie bei jedem Training - wärm deine Stimme vor dem Einsatz auf. Nicht nur Sänger, sondern auch Sprecher. Stimme ist Kommunikation und die ist ebenfalls in deinem Job gefragt.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, die Stimme ist stärker und länger einsatzfähig, die Artikulation und Tonbildung ist einfacher und ich habe auch mental die Gewissheit: ich bin breit für´s Singen, wenn ich mich vorher eingesungen habe. Ich habe schnell am eigenen Körper erfahren, dass Kraft und Ausdauer in der Stimme fehlen, wenn ich vor dem Konzert oder den Proben auf´s Einsingen verzichtet habe. Ein Fehler, der mir nicht mehr passiert.

Für meine Schüler und Workshopteilnehmer gibt es im Screaming Members Bereich meiner Screaming School Homepage umfangreiche Einsingübungen. Keine Ausreden mehr: die Seite funktioniert über Handy und Tablet wunderbar, sodass du deine Stimme auch unterwegs, im Proberaum, der Garderobe vor Konzerten oder einfach nur zum Üben Zuhause gesund aufwärmen kannst. Damit du und deine Stimme Höchstleistungen bringen könnt und alles gesund und einfach bleibt.

Ich wünsch euch viel Spaß beim Aufwärmen und entdecken eurer Stimme!
Uschi

Zurück